Eingangstor zu Willes Welt

Vielfalt Außenarbeitsplatz

23. November 2023

Dustin im Tier-Erlebnispark „Willes Welt“

Text: Alexandra Lange
Leiterin der Öffentlichkeitsarbeit

Seit fast eineinhalb Jahren arbeitet Dustin im Tier-Erlebnispark „Willes Welt“ in Müncheberg. Die kleine Stadt in Brandenburg liegt etwa eine Autostunde von Berlin entfernt. Den Park selbst gibt es noch gar nicht so lange. Er wurde erst letztes Jahr im März eröffnet. Doch Dustins Verbindung zur Zirkusfamilie Wille reicht viel länger zurück. Wir haben Dustin auf seinem Außenarbeitsplatz besucht und uns im Park umsehen dürfen, der für Dustin so viel mehr ist als sein Arbeitsort.

Manchmal passt es einfach. Bei Dustin und seinem Arbeitgeber ist das unbestritten der Fall. Sein Arbeitgeber ist die Zirkusfamilie Wille. In siebenter Generation wird der Zirkus bereits geführt, für den sich während Corona vieles änderte. Denn Reisen und Auftritte überall in Deutschland waren von heute auf morgen nicht mehr möglich. Trotzdem mussten Menschen und Tiere versorgt werden. Plötzlich war das Zirkusunternehmen an einen festen Ort gebunden, den man seit zwanzig Jahren nur als Winterquartier nutzte. In dieser Zeit entdeckt Familie Wille den Charme des Areals, für dessen Ankauf sie Jahrzehnte zuvor von den Ortsansässigen belächelt wurden. Sie machen aus der Not eine Tugend und erfinden sich neu. Sie erschließen das unwegsame Gelände, legen den Weiher frei und gründen den Erlebnispark „Willes Welt“ mit Tiergehegen, Streichelzoo, Fahrgeschäften und weiteren Attraktionen für die ganze Familie. Letztes Jahr im März wird der Park offiziell eröffnet, der sich mit regelmäßigen Veranstaltungen, Tier- und Artistenshows langsam zu einem Highlight in der Region entwickelt.

Immer mit dabei: Dustin. Der heute 23-Jährige ist seit jeher großer Zirkusfan und besucht schon in seiner Jugend regelmäßig die Shows des Großzirkus Wille, der mit exotischen Tieren und Artisten aus der ganzen Welt beeindruckt. Über die Jahre kommt er immer öfter mit der Familie ins Gespräch und bietet seine Hilfe an, die dankbar angenommen wird. Schon damals zeigt sich, dass Dustin gut mit den Tieren umgehen kann, und das ist den Willes das Allerwichtigste. Schließlich hilft Dustin auch bei der Entstehung des Parks ehrenamtlich mit.

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Kamel blickt in die Kamera
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Zwei Schildkröten
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Wellensittiche in der Voliere
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Zwei Hühner auf einem Wasserbecken
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Gruppe von Kamelen mit Tierpfleger

Mit Unterstützung der Job-Coaches von Mosaik wird aus diesem freundschaftlichen Ehrenamt ein fester Job − ein Außenarbeitsplatz. Seit Juni letzten Jahres fährt Dustin von Dienstag bis Freitag nach Müncheberg − mit den öffentlichen Verkehrsmitteln. Jeden Tag zwei Stunden hin und zwei Stunden zurück. Wenn er gebraucht wird, kommt er selbst am Wochenende. „Dustin ist immer da und diszipliniert“, lobt sein Chef Manolito Wille. Wind und Wetter halten Dustin nicht davon ab, seine Arbeit Tag für Tag gewissenhaft zu erledigen. Denn schließlich hat er Mitverantwortung für die über 130 Tiere, darunter acht Raubkatzen sowie Zebras, Dromedare und Lemuren. Dustin mistet die meisten Gehege aus, versorgt die Tiere mit Heu und Wasser. Viele kennt er beim Namen. Sogar die Zebras kann er allein an ihrer Fell-Musterung unterscheiden. Von den Löwen, die die Zirkusfamilie größtenteils selbst großgezogen hat, kennt er das genaue Alter. Stolz erzählt er: „Das da hinten ist Valentina. Sie ist 12 Jahre. Und dort ist Fitte. Er ist 11.“ Diese Leidenschaft und Fürsorge für die Tiere teilt er mit Familie Wille, die das Wohl ihrer Tiere an die erste Stelle setzt. Und dennoch vernehmen sie häufig kritische Stimmen. „Deshalb auch der Park, der ein Höchstmaß an Transparenz bieten soll“, sagt Manolito Wille und fährt etwas emotional fort: „Wir sind es leid, immer die Tierquäler zu sein. Zirkusse sind die am meisten überprüften Tierhaltungsbetriebe in Deutschland.“ 

Kamele auf der Weide

Es ist nicht übertrieben, wenn man sagt, dass mit dem Arbeitsplatz bei „Willes Welt“ für Dustin ein Traum in Erfüllung gegangen ist, und er eine zweite Familie gefunden hat. Selbst seinen Sommerurlaub nutzt er, um bei den Willes zu sein, denn dann schlagen sie für zwei Monate wieder ihre Zirkuszelte auf. Das einzige Mal im Jahr, dass sie unterwegs sind. Und das jedes Jahr zur selben Zeit zum selben Ort: der Ostseeinsel Usedom. Wie in alten Zeiten besucht Dustin mit seinen Eltern dann wieder die Vorstellung. Aber natürlich ist er nicht nur Zuschauer: Wenn Hilfe benötigt wird, packt er an. 

Familie Wille weiß, was sie an Dustin hat. Deshalb ist es selbstverständlich, dass er gemeinsam mit ihnen zu Mittag isst, und dass man sich auch über Privates austauscht. Sie wissen, was der junge Mann benötigt: „Er braucht seine festen Wege und Abläufe“, sagt Manolito Wille, der in der Zusammenarbeit selbst viel gelernt hat, vor allem über Menschen mit Autismus. Zum Abschluss fragen wir Dustin nach seinem Lieblingstier. Er habe keins, sagt er nüchtern. Für ihn sind sie alle gleichermaßen liebenswert.

Zu Willes Welt

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